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China will Mietpreise deckeln: Maximal fünf Prozent Anstieg pro Jahr
Wer die Immobilienpreise in München für außer Kontrolle geraten hält, der hat noch nie versucht, ein Apartment in Shenzhen zu kaufen. Während in der bayrischen Landeshauptstadt im Schnitt 15,3 Jahresgehälter für eine Eigentumswohnung notwendig sind, liegt der Multiplikator im Tech-Zentrum im Süden Chinas bei 43,15 nach Zahlen der Vergleichswebseite Numbeo. In der Sonderzone Hongkong gleich nebenan sind es sogar 45,71, in der Hauptstadt Peking 42,47.Die hohen Hauspreise schlagen auf die Mieten durch. Allein im Juni stiegen sie gegenüber dem Vormonat in den 40 größten Städten des Landes um 2,1 Prozent, so schnell wie seit zweieinhalb Jahren nicht mehr. Allerdings ist das nur der Durchschnittswert. Sorgen macht den Behörden der Trend, alte Stadtviertel abzureißen und mit neuen, moderneren Wohnhäusern zu bebauen, in denen die Mieten dann deutlich stärker ansteigen als vorher.
64 Prozent der Chinesen leben mittlerweile in Städten. Das sind im Vergleiche zu den 77,5 Prozent in Deutschland wenig, doch der Anstieg ist in China steil. Er hat in den vergangenen Dekaden zu einem Immobilienboom geführt, der einer der Gründe für den wirtschaftlichen Aufschwung des ganzen Landes ist. Die Branche macht aktuell rund 13 Prozent des chinesischen Bruttoinlandsproduktes aus. 1995 waren es noch fünf Prozent. 39 Prozent aller in China vergebenen Kredite sind mittlerweile für Immobilien.Was China gegen steigende Immobilienpreise unternimmtDoch die immer weiter steigenden Preise sind der Regierung ein Dorn im Auge. Präsident Xi Jinping verfolgt derzeit seine Vision einer wieder gleicheren Gesellschaft. Das Motto lautet „common prosperity“, also gemeinsamer Wohlstand. Dazu gehört für den Staatschef auch, dass sich Chinesen Wohnungen leisten können. „Häuser sind zum Wohnen und nicht zum Spekulieren“, sagte er zuletzt öffentlich.Um den Anstieg der Preise zu dämpfen, greift die Regierung jetzt zu in Deutschland nur zu bekannten Maßnahmen. Eine Mietpreisbremse oder ein Mietendeckel sollen Apartments künftig erschwinglich halten. Maximal fünf Prozent dürfen Mieten demnach innerstädtisch pro Jahr erhöht werden – was immer noch viel ist. Doch der Deckel ist nur eine Maßnahme. Parallel will China den Bau von Sozialwohnungen fördern, Bauprojekte künftig nur noch genehmigen, wenn sie nicht zu stark steigenden Mieten in dem jeweiligen Viertel führen und den Abriss alter Wohnungen für Neubauten verhindern, wenn dies nicht notwendig ist. Der für Immobilien zuständige Minister Ni Hong kündigte zudem mehr Razzien gegen illegale Baupraktiken an.Der diese Woche enthüllte Plan ist dabei nur der neueste Schritt in Pekings Kampf gegen die landesweit steigenden Hauspreise und Mieten. Im Mai hatten Banken bereits die Kreditzinsen für Immobilienkäufe auf mehr als fünf Prozent pro Jahr erhöht. Wenig später folgte ein Gesetz, dass die Auktionen für freie Grundstücke in Städten stärker regulierte, um ausufernde Preise zu verhindern.Die Maßnahmen zeigen zumindest bei den Kaufpreisen bereits eine Wirkung. In den 70 größten Städten des Landes stiegen die Preise im Juli im Jahresvergleich nur noch um 0,3 Prozent. 15 meldeten sogar fallende oder stagnierende Preise. Es war der geringste Anstieg in diesem Jahr. Bei Bestandswohnungen, also nicht neu gebauten Immobilien, stiegen die Preise sogar nur um 0,11 Prozent.Miet-Regeln führen in Berlin und Schweden zu KrisenWährend China einen Mietendeckel auf Grund seines autoritären Regimes einfach durchsetzen kann, tun sich andere Länder damit schwer. Der Berliner Mietendeckel, welcher Mieterhöhungen für drei Jahre weitgehend komplett verboten und danach in engen Korridoren erlaubt hätte, wurde im März vom Bundesverfassungsgericht gekippt. Die Richter waren der Meinung, dass die Landespolitiker nicht das Recht gehabt hätten, Mietpreise zu regulieren, sondern, dass dafür der Bund zuständig sei.
In Schweden gibt es bis heute einen stark regulierten Wohnungsmarkt. Allerdings haben die dortigen Regelungen, die Mieter praktisch unkündbar machen und Mieten nur langsam steigen lassen, zu einem Mangel an Wohnraum geführt, weil Neubauten unattraktiv wurden. Ein Vorschlag, den Markt zu deregulieren und zumindest wieder direkte Mietpreisverhandlungen zwischen Mietern und Vermietern zuzulassen, führte im Juni zu einer politischen Krise, an dessen Ende Premierminister Stefan Löfven ein Misstrauensvotum im Parlament verlor. Zwar wurde er zwischenzeitlich erneut zum Regierungschef gewählt, hat aber seinen Rücktritt für November angekündigt. Dann soll ein neuer Kandidat das Wohnproblem lösen.Folgen Sie dem Autor auf FacebookFolgen Sie dem Autor auf TwitterFür Sie möglicherweise auch interessant:
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