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Nordlink-Trasse: Rettung der Energiewende oder PR-Gag?

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Nordlink-Trasse: Rettung der Energiewende oder PR-Gag?

Norwegen als Batterie Europas: Nordlink-Trasse: Rettung der Energiewende oder PR-Gag?

Deutschland setzt massiv auf Windstrom. Der ist aber kaum berechenbar, liefert mal zuviel Öko-Energie und mal zu wenig. Die Nordlink-Stromtrasse nach Norwegen soll das Problem lösen. Wird Norwegen jetzt die „Batterie Europas“? Ein Gastbeitrag.

Klaus H. Richardt ist Diplom-Ingenieur und war 38 Jahre mit Entwicklung, Konzeption, Vertrieb, Realisierung, Inbetriebnahme, Betrieb und Modernisierung von Wasserkraft- und thermischen Kraftwerken (Nuklear-, Kohle-, Öl-, Müllheiz-, Gas-, Kombi- und Solarkraftwerke) beschäftigt. Mit der Energie- und Verkehrswende befasst er sich in seinem aktuellen Buch „Damit die Lichter weiter brennen“ (Link zum Buch). In einem Gastbeitrag befasst er sich mit der neuen Nordlink-Trasse.Nordlink: Kommt jetzt der Clou der Energiewende?Wie rettet man die Energiewende, deren Probleme immer offensichtlicher werden ? Man träumt davon, Windstrom nach Norwegen zu liefern, der dort verbraucht oder gespeichert wird und bei Bedarf, etwa während einer Dunkelflaute, zu uns zurückkommt.Am 27. Mai wurde die 623 km lange 1400 MW, 525 kV-Hochspannungsgleichstromübertragungsleitung „Nordlink“ zwischen dem Schleswig-Holsteinischen Wilster und dem Norwegischen Tonstad offiziell von Bundeskanzlerin Merkel und der Norwegischen Ministerpräsidentin Solberg eröffnet.Nordlink: Die Mega-Trasse soll Ökostrom hin- und her schickenEigentlich eine gute Idee: Bei erneuerbarem Stromüberschuss in Deutschland kann man nun Strom nach Norwegen liefern, der dort verbraucht oder gespeichert wird; bei Bedarf bei uns wird Wasserkraftstrom von Norwegen zurück zu uns geliefert, wenn bei uns Dunkelflaute herrscht.

Dementsprechend fiel auch das Lob der bei diesem Internet-Ereignis teilnehmenden Politiker aus (Kursivdruck: Zitate):Daniel Günther, Ministerpräsident Schleswig-Holstein“Schleswig-Holstein ist der Motor der Energiewende. Wir haben allein in diesem Jahr bereits 380 Mio. Euro ausgegeben für Strom, für den wir keinen Abnehmer finden. Nordlink hilft enorm, wenn wir hier Strom produzieren und bietet die Chance, den nach Norwegen zu schicken…“Peter Altmaier, heute Bundeswirtschafts-, vorher, ab 2012, Umweltminister“Nordlink wurde 2011 beantragt und heute, 10 Jahre später feiern wir die Einweihung. Das ist großartig (…) sorgt für Zusammenwachsen der Energieversorgung in Europa… Energieversorgungssicherheit (…) Musterbeispiel, weit über Europa hinaus. Vorhaben ist technisch anspruchsvoll und kostenintensiv (…) WIN-WIN-Situation für beide Länder!“

Angela Merkel, Bundeskanzlerin“Nordlink ermöglicht Transport von Wasserkraft nach Deutschland, von Windkraft nach Norwegen (…) trägt zur Stabilisierung der Strompreise in unseren Ländern bei (…) damit innereuropäischer Austausch gelingt, müssen die Netze da sein (…) Nordlink alleine löst Deutschlands Energie- und Netzprobleme nicht, sondern die Voraussetzung muss sein, dass Norddeutschland auch besser mit Süddeutschland verbunden wird.“
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Was Ihnen Merkel, Altmaier und Günther nicht erzählt habenLeider lässt man bei soviel Lob die wesentlichen Randbedingungen außer acht:Norwegen hat zwar große Speicherseen für seine Eigenversorgung, aber nur wenig Pumpspeicherkapazität, da sie sich bisher nur selbst versorgt haben, kein übergeordneter Bedarf vorlag und kein Pumpstrom übrig war; zudem sind die vorhandenen Unterwasserspeicher sehr klein, was die Pumpspeichermöglichkeiten stark einschränkt.Die norwegische Kraftwerkskapazität reicht in der Regel nur aus, die Eigenversorgung zu decken. Bei besonders kalten Wintern (zur Zeit unserer Dunkelflaute), muss Strom aus dem Ausland zugekauft werden.

Die obige Grafik zeigt die von 2002 bis 2017 gemittelten wöchentlichen Stromproduktions- (rot) und -verbrauchswerte (blau). Ein respektabler Überschuss von maximal 250 GWh/Woche (uke, siehe vertikale Differenz zwischen roter und blauer Linie) existiert nur von Woche 21 bis Woche 41, also von Ende Mai bis Mitte Oktober – einer Zeit, in der es bei uns in der Regel genug Sonne und Wind gibt. Im Winter dagegen, bei Dunkelflaute, braucht Norwegen seinen Strom selbst. Und: Der Eigenbedarf in Norwegen ist so hoch, dass man im Jahr 2019 mehr Strom zukaufen musste, als man selbst erzeugt hat.

Norweger haben hohen Stromverbrauch – auch wegen E-AutosDer hohe Verbrauch hat zwei Gründe, die man bei uns  zumindest in diesem  Ausmaß noch nicht kennt:Strom ist sehr billig in Norwegen. Laut Business-Portal Norwegen kostet der Haushaltsstrom dort 10,9 Cent/kWh, bei uns sind es bis zu 32 Cent/kWh.Wegen des billigen Stroms heizt man fast alle Häuser mit Strom und fährt sehr viele Elektroautos (mehr als jeder zweite zugelassene Neuwagen in Norwegen ist schon ein Stromer). Der Stromverbrauch in Norwegen betrug 2020 bei fünf Mio. Einwohnern 140 TWh gegenüber 83 Mio. Einwohnern in Deutschland und einem Verbrauch von 543 TWh/a. Das ist das 4-fache unseres Stromverbrauches pro Kopf.Wieviel Strom bekommen wir eigentlich?Wir stehen übrigens beim Stromverkauf/-bezug nach/von Norwegen im Wettbewerb mit Großbritannien, Holland, Dänemark, Schweden und Russland. Da können wir unseren Windstrom nur billig verkaufen und bekommen vom in Norwegen maximal wöchentlich verfügbaren Überschuss von 250 GWh im Sommer nur einen Teil ab. Theoretisch würden 250 GWh/Woche bei uns bei einem stündlichen Maximalbedarf von 90 GW Leistung nur knapp drei Stunden reichen, aber wegen der geringen Kapazität der Nordlink-Leitung von 1400 MW könnten wir nur 1,4 GW davon beziehen, also 1,6 Prozent unseres Maximalbedarfes.

FazitMeiner Ansicht nach handelt es sich bei Nordlink letztlich um eine zwei Milliarden Euro teure Investition mit wenig Nutzen für Deutschland, selbst wenn die Pumpspeicherkapazitäten in Norwegen in Zukunft durch Neuinvestionen gesteigert würden. Aber auch diese Steigerung wird nur mäßig ausfallen, da man in Norwegen aus Umweltschutzgründen keine Salzwasserspeicher (von den Fjorden auf die Berge) will.Das heißt, aus der Stromautobahn Nordlink ist eher ein zwei Milliarden Euro teurer Trampelpfad geworden: Man hat viel Geld in eine 1400 MW Stromleitung investiert, die vor allem die Versorgungssicherheit für Norwegen erhöht und Deutschland wenig Nutzen bringt. Im Gegenzug dazu wird das hochmoderne 1465 MW Steinkohlekraftwerk Moorburg (Baukosten: 3 Mrd. Euro) verschrottet, das mit einem hohen Wirkungsgrad immer verfügbar war und bei Dunkelflaute nicht nur Strom , sondern auch Fernwärme geliefert hätte.
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