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Belarus: Videoaufnahmen von verhaftetem Blogger Protassewitsch aufgetaucht
Flugzeugentführung in Belarus im Newsticker: Videoaufnahmen von verhaftetem Protassewitsch aufgetaucht – Lufthansa fliegt nicht mehr über Belarus
Unglaublicher Vorfall in Belarus: Mit einem Kampfjet und einer falschen Bombendrohung soll das autoritäre Regime von Machthaber Alexander Lukaschenko ein Ryanair-Flugzeug auf dem Weg von Athen nach Litauen zur Landung gezwungen haben. Der Grund: Ein Regimekritiker befand sich an Bord. Am Montag dann musste ein Lufthansa-Flugzeug am Boden bleiben. Alle weiteren Informationen im Newsticker von FOCUS Online.
Videoaufnahmen von Protassewitsch im Gefängnis aufgetaucht20.53 Uhr: Ein regierungsnaher Telegram-Kanal und das staatliche belarussische Fernsehen haben am Montagabend eine Videoaufnahme des festgenommenen Bloggers Roman Protassewitsch veröffentlicht. „Guten Tag, mein Name ist Roman Protassewitsch“, heißt es zu Beginn des 30-sekündigen Clips. „Gestern wurde ich von Beamten des Innenministeriums am nationalen Flughafen in Minsk festgenommen.“Nach eigenen Angaben befinde sich der Blogger jetzt in einem Sicherheitsgefängnis in der Hauptstadt Minsk, das unter belarussischen Oppositionellen berüchtigt ist. Er habe keine gesundheitlichen Probleme, „auch nicht mit dem Herzen oder sonstigen Organen“, und die Mitarbeiter des Gefängnis verhielten sich ihm gegenüber „gesetzeskonform“ und „so korrekt wie möglich“, sagte Protassewitsch. Am frühen Montagabend waren Gerüchte in den sozialen Medien aufgekommen, der 26-Jährige liege mit Herzproblemen im Krankenhaus. Die Videoaufnahmen dürften daher nur wenige Stunden alt sein.„Ich kooperiere außerdem weiterhin mit den Ermittlern zusammen und lege Geständnisse über die Organisation von Massenunruhen in der Stadt Minsk ab“, sagte der Regierungskritiker am Ende des Videos. Nach Angaben belarussischer Aktivisten drohen Protassewitsch dafür bis zu 15 Jahre Haft.
Unternehmen teilt mit: Lufthansa fliegt vorerst nicht mehr in belarussischen Luftraum
20.19 Uhr: Nach der erzwungenen Landung eines Ryanair-Flugzeugs in Minsk wird die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa den belarussischen Luftraum vorerst meiden. „Aufgrund der aktuell dynamischen Lage setzen wir die Operation im weißrussischen Luftraum vorerst aus“, teilte das Unternehmen am Montagabend mit. Belarus hatte am Sonntag eine Maschine der irischen Fluggesellschaft Ryanair auf dem Weg von Athen nach Vilnius unter dem Vorwand einer Bombendrohung und mit einem Kampfjet zur Zwischenlandung in Minsk gezwungen und einen im Exil lebenden Regierungskritiker festgenommen.Behörden in Belarus bestätigen Festnahme von Blogger Protassewitsch
20.14 Uhr: Nach der erzwungenen Landung einer Passagiermaschine in Minsk haben die belarussischen Behörden die Festnahme des Bloggers Roman Protassewitsch bestätigt. Er sei in Untersuchungshaft genommen worden, teilte das Innenministerium am Montagabend im Nachrichtenkanal Telegram mit.EU-Gipfel zu möglichen Belarus-Sanktionen hat begonnen20.00 Uhr: Der EU-Gipfel unter anderem zu möglichen Sanktionen gegen Belarus hat begonnen. Zunächst gebe es den traditionellen Austausch mit dem Präsidenten des Europaparlaments, David Sassoli, teilte der Sprecher von EU-Ratschef Charles Michel am Montagabend auf Twitter mit. Anschließend wollten Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die anderen Staats- und Regierungschefs wegen der erzwungenen Landung eines Linienflugs in Minsk über neue Sanktionen gegen Belarus beraten.Außerdem standen etwa die angespannten Beziehungen zu Russland sowie das Verhältnis zu Großbritannien auf der Tagesordnung. Am Dienstag sollte der Gipfel fortgesetzt werden.Merkel fordert von Belarus sofortige Freilassung von Protassewitsch
18.27 Uhr: Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat deutliche Worte an die belarussische Regierung gerichtet. „Roman Protassewitsch muss sofort wieder freigelassen werden“, sagte Merkel vor Beginn des EU-Gipfels in Brüssel am Montagabend. „Alle anderen Erläuterungen für diese Landung des Ryanair-Flugzeuges sind vollkommen unglaubwürdig.“ Auch die Freundin des Regimekritikers, die ebenfalls festgesetzt worden war, müsse freigelassen werden.Die EU-Staaten würden gemeinsam die Freilassung der Festgenommenen fordern, kündigte Merkel an. Zudem wollten die Staats- und Regierungschefs über mögliche weitere Strafmaßnahmen beraten. Dazu gehöre sicherlich, weitere Menschen auf die EU-Sanktionsliste zu setzen, auf der der belarussische Präsident Alexander Lukaschenko bereits steht. Aber auch ein Flugverbot für die belarussische Fluggesellschaft und die Forderung nach einer internationalen Untersuchung des Vorfalls seien denkbar.Protestaktion am Rande der Eishockey-WM – Riga ersetzt Belarus-Flagge17.54 Uhr: Nach der erzwungenen Landung eines Passagierflugzeugs in Minsk ist es am Rande der Eishockey-WM in Riga zu einer Protestaktion gekommen. In Lettlands Hauptstadt wurde am Montag an mehreren öffentlichen Plätzen die offizielle Flagge von Belarus durch die weiß-rot-weiße Variante der Opposition ersetzt. In der Stadt wehen an mehreren Plätzen derzeit die Flaggen aller WM-Teilnehmer.“Wir können es uns nicht leisten, im städtischen Umfeld von Riga eine Flagge zu hochzuhalten, die ein Regime symbolisiert, das faktisch Staatsterrorismus gegen die Menschen in seinem Land ausübt“, sagte Bürgermeister Martins Stakis. „Mit dieser Flagge möchten wir Rigas Solidarität mit dem belarussischen Volk symbolisieren“. Gemeinsam mit Außenminister Edgars Rinkevics hisste Stakis persönlich in direkter Sichtweite des Mannschaftshotels der WM-Teams eine weiß-rot-weiße Flagge, die ihm von in Riga lebenden politischen Flüchtlingen aus Belarus überreicht worden war.Minsk: Gegen Ryanair-Flugzeug lag Drohung der Hamas vor17.08 Uhr: Gegen das zur Landung in Minsk gezwungene Ryanair-Flugzeug lag nach Angaben der belarussischen Regierung ein Drohschreiben der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas vor. In der E-Mail habe es unter anderem geheißen, dass an Bord der Maschine „eine Bombe deponiert“ sei, sagte am Montag der Chef der Luftfahrt-Abteilung im belarussischen Transportministerium, Artem Sikorski, vor Journalisten. Zum Beleg las er nach eigenen Angaben eine russische Übersetzung der angeblich auf englisch abgefassten E-Mail vor. In der E-Mail hieß es laut Sikorski: „Wir, Soldaten der Hamas, fordern, dass Israel die Angriffe auf den Gazastreifen einstellt. Wir verlangen, dass die Europäische Union ihre Unterstützung für Israel einstellt.“ Sollten diese Forderungen nicht erfüllt werden, „wird eine Bombe (an Bord des Ryanair-Flugzeuges) über Vilnius explodieren“, las der Ministeriumsvertreter weiter aus der seinen Angaben zufolge russischen Übersetzung der E-Mail vor. Warum die Mail an eine Adresse des Flughafens in Minsk ging und nicht an die EU oder nach Vilnius, erklärte Sikorski nicht.„Abwegig und nicht glaubwürdig“: Auch Deutschland bestellt Botschafter ein16.10 Uhr: Auch das Auswärtige Amt in Berlin hat den belarussischen Botschafter einbestellt. Die bisherigen Angaben der Regierung in Minsk zu dem Vorfall seien „abwegig und nicht glaubwürdig“, erklärte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) am Montag in Berlin. „Deshalb haben wir den belarussischen Botschafter für heute Abend ins Auswärtige Amt einbestellt.“
EU bestellt belarussischen Botschafter ein – Gipfel am Abend15.38 Uhr: Die Europäische Union hat den belarussischen EU-Botschafter zum Gespräch in Brüssel einbestellt. Botschafter Alexander Michnewitsch sei am Montag übermittelt worden, dass die EU-Institutionen und die EU-Staaten das Handeln der belarussischen Behörden scharf verurteilten, teilte der Europäische Auswärtige Dienst (EAD) mit. Das Gespräch führte demnach EAD-Generalsekretär Stefano Sannino im Auftrag des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell.„Generalsekretär Sannino brachte die Position der EU zum Ausdruck, dass das empörende Handeln der belarussischen Behörden einen weiteren offensichtlichen Versuch darstellt, alle oppositionellen Stimmen in dem Land zum Schweigen zu bringen, und forderte die sofortige Freilassung von Herrn Protassewitsch“, hieß es in der Mitteilung vom Montag. Der EU-Gipfel am Abend werde über Konsequenzen beraten, einschließlich möglicher Maßnahmen gegen die Verantwortlichen.Lufthansa-Maschine durfte Flughafen in Minsk zeitweise nicht verlassen15.22 Uhr: Nach der erzwungenen Umleitung eines Ryanair-Fluges nach Minsk am Sonntag durfte eine Maschine der Lufthansa den Flughafen der belarussischen Hauptstadt am Montag zeitweise nicht verlassen. Das Unternehmen teilte auf Anfrage am Nachmittag mit, dass es für den Flug LH1487 nach Frankfurt (Main) während des Boardings einen Sicherheitshinweis an die lokalen Behörden gegeben habe. „Wir folgen den Anweisungen der lokalen Behörden, die das Flugzeug vor Abflug erneut durchsuchen und die Passagiere erneut einem Sicherheitscheck unterziehen“, hieß es. Dazu würden auch alle Koffer und die Fracht ausgeladen. An Bord waren laut Lufthansa 51 Passagiere inklusive fünf Mitglieder der Crew. Es komme zu Verzögerungen, hieß es. „Wir bedauern die Unannehmlichkeiten für die Passagiere, doch haben Sicherheit der Fluggäste, der Crew und des Flugzeugs bei Lufthansa immer höchste Priorität“, teilte das Unternehmen weiter mit.Nach Angaben des Minsker Flughafens hätte die Maschine eigentlich um 13:20 Uhr deutscher Zeit starten sollen und sei um 15:15 abgehoben. Daten des Onlinedienstes „Flightradar“ bestätigen, dass das Flugzeug sich mittlerweile in der Luft befindet. Die Lufthansa hatte am Montagmorgen erklärt, dass sie im Gegensatz zu anderen europäischen Airlines den Luftraum über Belarus weiter nutzen werde.———-Weitere Informationen in der Zusammenfassung: Behörden in der autoritär regierten Republik Belarus haben am Sonntag ein Flugzeug auf dem Weg von Athen nach Vilnius (Litauen) zur Landung gebracht. An Bord war auch der vom belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko international gesuchte Blogger Roman Protassewitsch, der nach Angaben des Menschenrechtszentrums Wesna in Minsk festgenommen wurde.Oppositionelle sprachen am Sonntag von einem beispiellosen Eingriff in den internationalen Luftraum. Auch der oppositionelle Nachrichtenkanal Nexta (Gesprochen Nechta) bestätigte die Festnahme seines Mitbegründers und früheren Redakteurs. Lukaschenko habe unter Verstoß gegen alle Gesetze ein Flugzeug „gekapert“, kritisierte der Kanal. Die Maschine war mit acht Stunden Verspätung schließlich in Minsk gelandet.
Lukaschenko selbst gab den Befehl für Ryanair-NotlandungDie Behörden in Belarus hatten Nexta als extremistisch eingestuft. Der Kanal hatte im vergangenen Jahr nach der umstrittenen Präsidentenwahl immer wieder zu Massenprotesten gegen Lukaschenko aufgerufen und mit Videos in den sozialen Medien Gewaltausbrüche von Sicherheitskräften dokumentiert. Der Blogger Protassewitsch gehört zu den vielen international zur Fahndung ausgeschriebenen Oppositionellen, denen Lukaschenko selbst den Kampf angesagt hat.Der Geheimdienst KGB hatte den Aktivisten auf eine Liste mit Menschen setzen lassen, denen die Beteiligung an terroristischen Handlungen vorgeworfen werde, wie das Portal tut.by bei Telegram berichtete. Nach Angaben der Staatsagentur Belta hatte Lukaschenko nach einem Alarm über einen Sprengsatz an Bord der Maschine selbst das Kommando gegeben, das Flugzeug in Minsk landen zu lassen.„Sie werden mich hinrichten“Mitstreiter und Freunde Protassewitschs schrieben in den sozialen Medien, der Regimekritiker habe sich schon am Athener Flughafen in Textnachrichten über seltsame Gestalten gewundert, die Fotos von ihm machten. Protassewitschs Sitznachbar im Flugzeug sagte zu litauischen Medien, KGB-Agenten hätten Protassewitschs Gepäck auf das Rollfeld geworfen. „Sie werden mich hinrichten“, soll der Regimekritiker gesagt haben. Medienberichten zufolge droht Protassewitsch die Todesstrafe.
„Er hat sich einfach zu den Leuten umgedreht und gesagt, dass ihm die Todesstrafe droht“, sagte eine andere Passagierin der Nachrichtenagentur AFP. Der Oppositionelle sei zunächst panisch gewesen, aber dann plötzlich „sehr ruhig“ geworden. „Als ich hörte, dass das Flugzeug nach Belarus zurückkehrt, sah ich seine Reaktion“, sagte ein Passagier aus Griechenland gegenüber dem griechischen TV-Sender Mega. „Er legte die Hände über den Kopf, als wüsste er, dass etwas Schlimmes passieren würde“.Ryanair-Chef vermutet Geheimagenten an BordZur Begleitung der Ryanair-Maschine sei auch ein Kampfjet vom Typ MiG-29 aufgestiegen, wie der Flughafen bestätigte. Flughafensprecher teilten in Staatsmedien mit, dass die Piloten an Bord der Passagiermaschine um die Landeerlaubnis gebeten hätten. Später habe sich die Information über die mutmaßliche Bombe als Fehlalarm herausgestellt. Der Schichtleiter des Airports, Maxim Kijakow, sagte im Staatsfernsehen, dass die 123 Passagiere im Transbereich auf ihren Weiterflug warteten. Daten des Onlinedienstes „Flightradar“ zeigen, dass der Flughafen von Vilnius zum Zeitpunkt der Umleitung schon näher lag als der von Minsk.
An Bord der Ryanair-Maschine waren nach Ansicht von Unternehmenschef Michael O’Leary auch Agenten des belarussischen Geheimdienstes KGB. „Es wirkt, dass es die Absicht der Behörden war, einen Journalisten und seine Reisebegleiterin (aus dem Flugzeug) zu entfernen“, sagte der Chef der irischen Billigfluglinie am Montag dem irischen Radiosender Newstalk. „Wir vermuten, dass auch einige KGB-Agenten am Flughafen (in Minsk) abgeladen wurden.“ O’Leary sagte, es handle sich um einen „Fall von staatlich unterstützter Entführung, (…) staatlich unterstützter Piraterie“.Der Ryanair-Chef lobte die Besatzung für ihren „phänomenalen Job“. Der Vorfall sei „sehr beängstigend“ gewesen, für Personal und Passagiere, die stundenlang von Bewaffneten festgehalten worden seien. Der irische Außenminister Simon Coveney forderte die EU zu einer „sehr deutlichen Antwort“ auf. Die Führung von Belarus besitze keine demokratische Legitimität und verhalte sich wie eine Diktatur, sagte Coveney dem Sender RTÉ.Bundesregierung fordert von Belarus „sofortige Erklärung“Litauens Präsident Gitanas Nauseda forderte die sofortige Freilassung des Aktivisten Protassewitsch. „Das ist ein nie dagewesener Vorfall (…) Das Regime von Belarus steht hinter dieser abscheulichen Aktion“, schrieb er auf Twitter. Auch die Bundesregierung forderte in einer Stellungnahme „eine sofortige Erklärung“. Außenminister Heiko Maas (SPD) sprach von einem „gravierenden Eingriff in den zivilen Luftverkehr“. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen nannte die Aktion „völlig inakzeptabel“.Die EU-Mitgliedsländer werden sich an ihrem Gipfel am Montag mit der Situation in Belarus befassen und über Konsequenzen beraten, hieß es. Außerdem bestellte Brüssel am Montag den belarussischen EU-Botschafter zum Gespräch ein.Litauen reagierte mit einem Verbot auf die erzwungene Landung in Minsk: Der Luftraum über Belarus soll für alle in Litauen startenden oder landenden Flugzeuge tabu sein. „Alle Flüge zu oder von litauischen Flughäfen via belarussischen Luftraum werden verboten“, erklärte Verkehrsminister Marius Skuodis am Montag bei einem Regierungstreffen in Vilnius. Die neue Regel gelte ab Dienstag.
Seilbahn-Kabine nahe des Lago Maggiore abgestürzt – mindestens zwölf Tote
Wirbel um TV-Bilder der italienischen Teilnehmer bei Punktevergabe
flr/mit dpa
